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Die Darstellung eines Sponsors und Unterstützers des Amateurfußballs
lag mit der Präsentation von Herrn Klapp vollkommen daneben. In den
gesamten ca. 25.000 Vereinen wird es von der Machart Herrn Klapps wohl
keine fünf Personen geben, dem Zuschauer wurde aber ein Bild vermittelt,
als wäre dies der Normalfall. Eine bittere Pille für alle anderen
Sponsoren und Unterstützer, die durch ihre Mittelzuwendung ein soziales
Projekt, einen Amateurfußballverein fördern und oft auch im Hintergrund
bleiben. Mit einem solch eitlen Selbstdarsteller, der dieses Interview
als Bühne für sich nahm, um wieder in der Öffentlichkeit zu stehen, auf
eine Stufe gestellt zu werden, war schon hart.
Am Ende dann noch den Amateur-Spielerberater aus Mecklenburg-Vorpommern, Herrn Denny Jeske.Er
ist einer von unzähligen Spielervermittlern in Deutschland, also einer
Spezies, die in der Öffentlichkeit auch nicht den besten Ruf genießt.
Auch sein Auftritt wirke, als wolle er für sich und seine Agentur
Werbung machen, um weitere Spieler als Berater an Land zu ziehen.
Ob
bewusst oder unbewusst hatte CORRECTIV, die gemeinnützige und
unabhängige Redaktion, die das erste spendenfinanzierte Recherchezentrum
in Deutschland ist, eine Auswahl getroffen, die so gar nicht dem
entspricht, was im deutschen Amateurfußball alltäglich ist.
Anzuprangern
und Mißstände aufzuzeigen, ohne auch Vereinsvertreter zu befragen, die
ihre Vereine solide und nach Compliance Gesichtspunkten führen, ist mit
Sicherheit keine gute Art des Journalismus. Denn die
Vereinsführungen der Amateurvereine wurden hingestellt, als wären sie
vorwiegend damit beschäftigt den Staat um Steuern zu betrügen. Dass
diese Herrschaften, als ehrenamtliche Helfer ohne, jegliche Entlohnung,
sich zur Aufgabe gemacht haben, die Vereine wirtschaftlich solide und
sportlich erfolgreich zu führen, wurde in keiner Silbe dieses Berichtes
erwähnt. Dass sie zudem auch oft mit Privateinlagen den Verein über
Wasser halten, ist ein weiterer Punkt, der keine Erwähnung fand.
Dass
Gelder an Spieler gezahlt werden, ist unumstritten, aber der Großteil
der Vereine macht dies im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten. Laut
DFB-Spielordnung dürfen Amateurfußballer nicht mehr als 249,99 Euro pro
Monat an Auslagenerstattung und/oder Aufwandsentschädigung (z.B. für
Fußballschuhe, Sportkleidung und deren Reinigung) bekommen. Liegt der
Geldfluss höher, muss ein Amateurvertrag abgeschlossen werden.
Fazit:
Amateurfußballvereine
sind mittlerweile bei Umsätzen im fünfstelligen Eurobereich kleine
mittelständische Unternehmen, die ehrenamtlich von „Idealisten" geführt
werden. In vielen Fällen bilden den Vereinsvorstand nur 2 bis 5
Personen. Das sind der 1. und 2. Vorsitzende , der Schatzmeister oder
Kassenwart und die sportlichen Leiter für die Aktiven- und die
Jugendmannschaften. Ihre Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass
die wirtschaftliche Situation (Finanzierung sichern und die Buchführung
mit der lückenlosen Aufzeichnung der Einnahmen und Ausgaben durchführen)
des Vereins gesichert ist und dass der sportliche Ablauf reibungslos
gewährleistet wird. Eine Mammutaufgabe, die viel Zeit und auch
oft Nerven kostet. Alleine die Finanzierung des Vereins ist dabei ein
diffizieles Thema. Oft reichen die Mitgliederbeiträge bei kleineren
Vereinen nicht aus, um eine Saison mit 1. und 2. Mannschaft und fünf bis
sechs Jugendmannschaften bei einem Jahresbeitrag von 120,- Euro/Person
zu finanzieren. Da ist es wichtig, Unternehmen anzusprechen und mit
ihnen Sponsoren zu finden, die bei der Finanzierung helfen.
Durch
den Bericht - „Milliardenspiel Amateurfußball" - kann das in der
nächsten Zeit aber noch viel schwerer werden, als es heute schon für die
Vereinsvorstände ist. Denn dieser Bericht hat das Image des
Amateurfußballs ganz entscheidend beschädigt. Viele Unternehmen werden
sich nach dieser Dokumentation natürlich fragen, ob es überhaupt Sinn
macht, sich bei einem Amateurfußballverein zu engagieren, der sein Geld
vorwiegend in Spieler investiert und dazu noch gesetzeswidrig handelt. Aber
auch der immaterielle Schaden, den dieser Bericht angerichtet hat,
dürfte in den nächsten Monaten zu spüren sein. Wie bei den Unternehmen,
werden sich auch Interessenten an einer ehrenamtlichen Tätigkeit in
einem Amateurfußballverein aufgrund des Berichtes überlegen, ob sie sich
einer Institution anschließen, die sich laut Bericht „am Rande der Legalität"
bewegt. Zudem muss sich ein Interessent, der im Vorstand
mitarbeiten will, der unbequemen Wahrheit stellen: Dass er als Vorstand
auch persönlich und unter Umständen mit dem Privatvermögen haftet. Ist
es schon bis vor diesem Bericht schwer gewesen, Ehrenamtliche für
Vereine zu gewinnen, so wurde dadurch dieses Problem noch verstärkt.
Es
mag sich vielleicht etwas pathetisch anhören, aber Deutschland wäre in
der Tat ohne die Amateur-Fußballvereine ein großes Stück schlechter
dran. Das zeigt auch die paneuropäischen Studie, basierend auf dem UEFA
GROW SROI-Modell („Social Return on Invest") in Zusammenarbeit mit zehn
Universitäten, die die soziale und ökonomische Wertschöpfung des
Amateurfußballs ermittelt haben.
Die soziale und ökonomische Wertschöpfung durch den Amateurfußball beträgt dabei im Jahr 2019 ca.
14
Milliarden (13,94 Milliarden) Euro für das Gemeinwohl in Deutschland -
entstehend aus den positiven Effekten des Fußballsports und des dortigen
ehrenamtlichen Engagements. Für die SROI-Berechnung haben die
Wissenschaftler*innen Zahlen aus drei Kernbereichen einfließen lassen:
Wirtschaft, Gesellschaft und Gesundheit.
Demnach senkt Fußballspielen unter anderem das Erkrankungsrisiko und damit Gesundheitskosten in Höhe von 5,6 Milliarden Euro.
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- In die Wirtschaft fließen mehr als 5,7 Milliarden Euro aus dem Amateurfußball, unter anderem für Ausrüstung und Verpflegung.
Die
Leistungen im sozialen Bereich machen 2,6 Milliarden Euro aus.
Amateurfußball ist also nicht nur die schönste, sondern auch die
wertvollste Nebensache der Welt.
Die Verantwortlichen des
spendenfinanzierten Recherchezentrum CORRECTIV sollten wissen, dass eine
solche Berichterstattung das Image einer Institution innerhalb
kürzester Zeit zerstören kann. Gerade als spendenfinanziertes
Recherchezentrum, das vielfach ausgezeichnet wurde, sollten sie doch
auch wissen, wie schwer es heutzutage ist, Spenden zu generieren.
Wird
dann noch das Image des Amateurfußballs, der seit Jahren schon mit
Problemen kämpft, so stark beschädigt, wie es der Bericht -
„Milliardenspiel Amateurfußball" - tut, so kann das dazu führen, dass
Sponsoren gar nicht gefunden werden können oder gar abspringen. Was zur
Folge hätte, dass viele Vereine um ihr Überleben kämpfen müssten und
Vereinsauflösungen nicht unwahrscheinlich wären.
Mißstände
aufzudecken ist Aufgabe des Journalismus und legitim, aber die Herren
Hajo Seppelt, Arne Steinberg, Wigbert Löer und Benjamin Arcioli sollten
sich einmal Gedanken darüber machen, ob man dabei nicht auch eine
gewisse Portion Objektivität mit einbringen sollte.
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