AH Fussball im südöstlichen Berchtesgadener Land

Laut DFB befindet sich Deutschland im "Goldenen Jahrzehnt" des Senioren Fußballs „(Fussballer über 32 Jahren - in Deutschland auch Alt-Herren Fussballer genannt). Eine Analyse des DFB ergab dabei, dass ca. 25.000 Altherren-Mannschaften (Ü-32 - Ü-60) im freien Verbandsspielbetrieb organisiert sind. Um die Dimension deutlich zu machen: Das sind mehr Mannschaften, als alle C (13-15 Jahre) bis A -Jugendmannschaften (17- 19 Jahre) in ganz Deutschland zusammen. Rund 1,8 Millionen Männer über 32 Jahre sind in Deutschland unter dem Dach des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gemeldet. Diese Entwicklung scheint aber bei den Vereinen und betagteren Fussballern im südöstlichsten Teil Deutschlands spurlos vorübergegangen zu sein. Der südliche Teil des Berchtesgadener Landes ist in dieser Hinsicht „fussballerisches AH-Niemandsland". Denn schon seit Jahren nehmen keine A-Senioren- (AH Ü-32) oder B-Senioren-Teams (AH Ü-40) aus dieser Ecke des Berchtesgadener Landes an den Kreismeisterschaften oder anderen Großfeldturnieren teil.

Dabei sind mit dem TSV Bad Reichenhall, WSC Bayrisch Gmain, FC Bischofswiesen, SG Schönau, FC Ramsau, TSV Berchtesgaden und der SG Scheffau-Schellenberg sieben Vereine in diesem Teil des Berchtesgadener Landes angesiedelt, die genügend Ü-32 oder auch ältere ehemalige „Aktive Spieler" beheimaten, um eine schlagkräftige AH-Mannschaft zusammenzustellen.  Dass so etwas funktioniert, zeigt der "Berchtesgadener-Anzeiger-Cup", bei dem seit Jahren bereits immer ein ALL Star Team - unter der Betreuung von Kurt Wiebach - aus ehemaligen Fussballgrößen dieser Region gegen die 1. Mannschaften des Einzugsgebiets des Berchtesgadener Anzeigers antritt.

2016 erreichten sie das Endspiel, 2017 holten die ALL Star Oldies um Athanassios Moralis und Georg Maier gar den Pokal, und auch 2018 zogen die Old Boys wieder ins Endspiel ein. Stefan Köppl, Sebastian Seibold; Stefan Hölzlwimmer, Tobias Dollinger, Tobias Fegg, Matthias Schulmayr, Sebastian Parma, Stefan Aschauer, Georg Maier, Ibo Tas (1), Athanassios Moralis, Sebastian Vorberg und Nico Böttger waren die Protagonisten, die es den aktiven Kickern noch einmal zeigten, zu was sie immer noch fähig sind.Auf der AH-Bühne im Inn-Salzach Kreis und im Bezirk Oberbayern spielen die AH-Fussballer aus der Region Bad Reichenhall bis Berchtesgaden allerdings keine Rolle mehr. Unverständlich, weil das All Star Team, ergänzt um weitere Akteure aus der Region Bad Reichenhall, Berchtesgaden und Salzburg, durchaus konkurrenzfähig wäre und sicherlich gute Chancen bei Kreis-, Bezirks- und sogar Landesmeisterschaften hätte.
Als Vergleich ließe sich da die SG Piding/Anger aus dem nördlichen Teil des Berchtesgadener Landes heranziehen. Schon seit Jahren stellen diese beiden Vereine aus der Kreisklasse 4 A-Senioren- und B-Seniorenmannschaften, die bei den Kreismeisterschaften Inn/Salzach, dem Wieninger Pokal, in den beiden Seniorenklassen immer sehr gut abschneiden. So wurden die Kicker aus Anger und Piding letztmals 2013 Kreismeister bei den A - und B-Senioren und erreichten 2017 das Finale bei den A-Senioren und 2016 bei den B-Senioren. Mit Spielen gegen den FC Bayern München um die Bezirksmeisterschaft von Oberbayern hatten die Oldies dieser Spielgemeinschaft zudem Highlights in ihrer sportlichen Laufbahn zu verzeichnen, was ihnen zu ihrer aktiven Zeit nie vergönnt gewesen wäre. Eine Konzentration aller im südlichen Teil des Berchtesgadener Landes und eventuell Salzburg angesiedelten Ü-32 Fussballer (und älter) in einem Team zu einer Auswahl Berchtesgadener Land - Berchtesgadener Land Classique - oder Berchtesgadener Land All Stars unter der Führung, eines in Ruhestand befindlichen Trainers dieser Region, könnte durchaus eine interessante und erfolgreiche Geschichte werden. Als Beispiel sei da der Deutsche Ü-40 Meister von 2017 SG Hoechst Classique, aus einem Vorortverein, der SG 01 Hoechst, in Frankfurt/Main angeführt. Bis zum Jahr 1987 hatte die SG 01 Hoechst kein Altherrenteam. Nach ihrer aktiven Laufbahn in der Oberliga Hessen schlossen sich dann 25 Spieler von der SG 01 Hoechst und anderen Vereinen des Fussballkreises Main-Taunus zu einer AH-Mannschaft mit dem Namen SG Hoechst Classique zusammen, weil sie mit über 32 Jahren noch viel Spaß hatten, Fussball in einem gut funktionierenden Team zu spielen. Wie die All Stars des Berchtesgadener Landes spielten diese Jungs vom Main zuerst auch meistens in Freundschaftsspielen oder bei Turnieren gegen 1. Mannschaften aus der Region oder ganz Hessen.  Als der DFB 2007 den DFB-Ü40-Cup einführte und dadurch in den Landesverbänden offiziell Kreis-, Bezirks- und Landesmeisterschaften eingeführt und ausgetragen wurden, um Teams zum DFB-Ü40-Cup, der Deutschen Ü-40 Meisterschaft im Berliner Olympiapark, zu schicken, fingen die Classique Kicker wieder an, wettbewerbsmäßig zu Kicken. Der Zeitaufwand war überschaubar und wesentlich geringer, als wenn sie Wochenende für Wochenende Freundschaftsspiele ausgetragen hätten. Sie bereiteten sich auf die Meisterschaften vor. Das erste Ziel war die Ü-40 (B- Senioren) Hessenmeisterschaft. Die wurde dann bis 2017 sieben Mal geholt, dreimal wurden die Hoechster Süddeutscher Ü-40 Meister, dreimal Deutscher Ü-40 Vizemeister und last but not least 2017 durch ein 4:3 (0:0) im Elfmeterschießen gegen SV Hannover 96, nachdem man im Halbfinale den FC Bayern München mit 5:3 (1:1) auch nach Elfmeterschießen bezwungen hatte, Deutscher Ü-40 Meister. Die Parallelen zu den Anfängen der Berchtesgadener All Stars sind dabei wohl nicht zu übersehen. Mit einer schlagkräftigen AH-Mannschaft (egal ob A-Senioren oder B-Senioren) gibt es mittlerweile neben den Kreis-, Bezirks- und Landesmeisterschaften, mit dem DFB-Ü40 und DFB-Ü50-Cup sowie dem Deutschen Ü-40 Pokal, den Deutschen Altherren Supercup Ü-32 oder auch dem Internationalen AH Pfingstturnier des FC Kössen viele interessante und hochklassige Fussballturniere oder Spielrunden, an denen AH-Teams mit und ohne Qualifikation mitspielen können. Wichtig dabei ist, dass die junggebliebenen Oldies ihrem Hobby - Fussballspielen - auch im fortgeschrittenen Alter weiter nachgehen können. Und am Beispiel der SG Hoechst Classique kann man sehen, dass auch kleine Vereine große Erfolge einfahren können - das geht aber nur noch im AH-Fussball. Deswegen könnte eine AH-Auswahl aus dem südlichen Berchtesgadener Land (und eventuell Salzburg) die Fussballlandschaft in der Region bereichern und den Kickern dieses Teams neue Perspektiven und Erfahrungen sowie weiterhin ganz viel Spaß an ihrem geliebten Sport vermitteln.