AH Ü-40 Fussball in Deutschland
Für 12.00 Uhr sind die teilnehmenden Teams - alles Fussballspieler über 40 Jahre - zum Mittagessen in die Sportschule eingeladen. Sie kommen aus allen Himmelsrichtungen um an zwei Tagen an einem Wochenende ihren Champion zu ermitteln. Vier von diesen Teams haben sich die Teilnahme zu diesem Turnier über eine harte Qualifikation in ihren Landesverbänden erarbeitet. Ein Team wurde vom Landesverband benannt, weil keine Teams dazu bereit waren eine Landesmeisterschaft auszuspielen. Deshalb sind die Oldies aus diesem Landesverband aber auf keinen Fall Außenseiter, sie können für den geschilderten Umstand nichts und es ehrt sie, dass sie ihren Landesverband vertreten. Bereits die Ankunft in der Sportschule, in der in der Regel Auswahlmannschaften oder Profiteams trainieren, hat schon etwas Besonderes. Alle Mannschaften bekommen ihre Unterkünfte zugeteilt und beziehen ihre Quartiere für die kurze Dauer des Turniers. Ein Hauch von Profi-Fussball kommt da schon auf.
Beim gemeinsamen Mittagessen der Mannschaften stellen sich die Organisatoren der Verbände vor und skizzieren kurz und kompetent den Ablauf der Veranstaltung. Da nicht in der Sportschule auf den teppichartigen Rasenspielflächen gespielt wird kommt natürlich die Frage auf, warum man die Spiele nach Außen verlegt hat. Die kurze Antwort, die Spielfelder außerhalb der Sportschule seien genauso gut und zudem könnte dort die Bewirtung der Spieler, Fans und Zuschauer besser durch die ansässigen Vereine vorgenommen werden. Das mit der Bewirtung stimmt, die Damen des gastgebenden Vereins haben alles bestens im Griff und die Logistik bei der Verköstigung stimmt. Das Problem ist das Rasenspielfeld. Von Außen sieht es recht ordentlich aus, doch wenn man darauf spielen muß, stellt man fest, dass es mehr als uneben ist und viele Bälle verspringen werden.
Das stört zwar, aber die Oldies schauen darüber gelassen hinweg. Das
Organisationskommitte hat alles hervorragend vorbereitet und so kann das
Turnier auch pünktlich beginnen. Sehr positiv wird von allen
Beteiligten der Einsatz von Schiedsrichtergesannen gesehen - ein Luxus,
den es sonst bei AH-Wettbewerben fast nicht gibt. Und auch gleich ein
Kompliment an die Gespanne sie liefern durchweg gute Leistungen und
führen die Spiele ruhig und souverän. Zum Auftaktspiel treffen der
Topfavorit, mit ehemaligen Ex-Profis gespickt, auf den gemeldeten,
selbsternannten „Außenseiter". Hochsommerliche Temperaturen machen es
beiden Mannschaften sehr schwer schnellen Kombinationsfussball zu
zeigen. Erste Aufregung als der Außenseiter eine Riesenchance hat diese
aber vergibt. Zum Spieler des Matches avanciert danach der Torhüter
dieses Teams. Er wird später von einem der gegnerischen Spieler „Flying
Tiger" getauft und zeigt, trotz 500 Gramm Übergewicht auf den Hüften,
eine überragende Leistung, kassiert zwar ein Tor, was den Favoriten den
Sieg bringt, gewinnt aber die Sympathie aller auf dem Sportfeld
Anwesenden.
Ein langweiliges 0:0 bringt das zweite Spiel zweier
Mitfavoriten auf den Titel. Unterschiedliche Reaktionen dann nach dem
Spiel, die einen „feiern" den Punktgewinn, die anderen sitzen auf der
Tribüne als ginge die Welt unter. Der Kapitän dieses Teams, ein
überragender Fussballer, hadert mit seiner Leistung und der Einstellung
seines Teams, der Torhüter, ein Titan wie „Oli Kahn" schimpft
ununterbrochen über die schlechte gezeigte Leistung. Der Trainer des
Teams, die meisten haben nur einen Betreuer, der in Personalunion alles
erledigt, baut aber mit Engelszungen sein Team wieder auf und auch der
Physiotherapeut und die Betreuer bringen das Team wieder auf Kurs. Ergebnis
ein 7:0 Kantersieg im zweiten Spiel. Zu diesem Zeitpunkt hat der
Außenseiter bereits sein zweites Spiel mit 0:1 verloren und es sich an
einer Biertischgarnitur gemütlich gemacht. Einige Weizenbiere gleichen
den Mineralverlust wieder aus und beim Bier lassen sich auch die Spiele
am besten analysieren. Es geht zurück in die Sportschule und
anschließend zur Players Night. Nachdem sich die Teams schon etwas
kennengelernt haben, werden nun auch schon einmal Ziele verraten. Das
Team das zweimal 0:0 Unentschieden gespielt hat und augenblicklich etwas
abgeschlagen auf Platz vier rangiert lässt verlauten, dass man am
nächsten Tag mit zwei Siegen versuchen wird das Ticket nach Berlin zur
Endrunde des AH-Fussballs zu lösen - ein hohes Ziel, dass sie aber
erreichen werden. Bei gutem Essen und kühlen Getränken in einem sehr
schönen Ambiente klingt der Abend bei der Players Night aus. Die
Verbandsgewaltigen resumieren noch einmal den ersten Spieltag und die
Teams sind schon - bis auf eines - im Gedanken, wie läuft es morgen
weiter! Lustige Einlage noch von einer netten Funktionärin - sie
bedauert die spartanischen Ergebnisse, bis auf eines, lobt aber im
selben Atemzug die guten Torspieler - eine Wortwahl, die in unseren
Breiten so gut wie nie vorkommt. War das Unwissen oder nur ein
Versprecher - keinen stört es, alle schmunzeln. Aber eines steht auch
fest alle fünf Teams haben hervorragende „Torspieler" in ihren Reihen.
Auch am zweiten Spieltag verläuft das Turnier wieder fair - obwohl der
eine oder andere es nicht lassen können auch im fortgeschrittenen
Fussballeralter noch Schraubstollen aufzuziehen. Der Platz ist
allerdings noch unebener als der erste und das stört genaues
Kombinationsspiel natürlich noch mehr. Es gibt gleich eine kleine
Überraschung als der Topfavorit, den am Abend vier Spieler in Richtung
Heimat verlassen haben, im Auftaktspiel nur ein 0:0 erreicht und im
zweiten Spiel mit 1:2 unterliegt und dieser somit nur Dritter wird, aber
sonst geht das Turnier seinen geplanten Gang. Erwähnenswert auch die
Auftritte des Außenseiters, der trotz einer feuchtfröhlichen Feier am
Vorabend mit guter kämpferischer Einstellung seine beiden letzten Spiele
absolvierte. Meister wird der Geheimfavorit, der als erstes Team die
Player's Night verließ, dann aber auf dem Zimmer des Kapitäns noch einen
kleinen Kameradschaftsabend bis früh um halb zwei Uhr veranstaltete und
darauf hin beide Spiele am nächsten Tag gewann. Das Siegerteam und der
Zweite haben sich für die Endrunde in Berlin qualifiziert - bei der
Siegerehrung freuen sich die beiden Siegerteams über ihren Erfolg wie
junge Burschen - da sieht man nicht, dass es sich hier schon um
Fussballmethusalixe handelt, da zeigen die Jungs wie bei den Spielen
eine Menge Elan und Enthusiasmus und lassen solch eine Meisterschaft zu
einem Ereignis werden, was sie ihr Leben lang nicht mehr vergessen
werden.
|